Rund um den feministischen Kampftag am 8. März 2021 fanden die feministischen Aktionswochen, organisiert von verschiedenen Gruppen und Initiativen aus Bochum, statt. Unter dem Motto „Under Feminist Construction“ wurden feministische Perspektiven auf Arbeit untersucht – künstlerisch begleitet wurde das Programm von einer dezentralen Schaufensterausstellung. An über zehn Orten in Bochum wurden die Werke von 55 Künstler*innen und Kollektiven ausgestellt.
„Under feminist construction – Feminismus und Arbeit“
Ein Beitrag aus dem Archiv von der LIESELLE der Ruhr-Universität Bochum
Die Arbeit im Archiv – unsichtbare Arbeit sichtbar machen
Im Beitrag der LIESELLE werden anhand von ausgewählten Dokumenten aus dem eigenen Vorlass zentrale Aspekte der meist unsichtbaren Archivarbeit vorgestellt (Sammeln, Ordnen, Systematisieren etc.). Das Frauenarchiv der Ruhr-Universität Bochum (heute LIESELLE) besteht bereits seit 1978 und wurde von FrauenLesben hart erkämpft. Die ersten Sammlungsschwerpunkte waren vor allem Referate, Examensarbeiten und ausgewählte lokale und überregionale Zeitschriften mit (lesbisch-)feministischen Inhalten und Perspektiven.
In einem Dokument von 1980 charakterisieren die Mitarbeiterinnen des Frauenarchivs ihre Arbeit mit folgender aussagekräftiger Metapher: „[d]och schien uns die Arbeit im Archiv aufzufressen“. Die kleinteilige und kleinschrittige Arbeit in Archiven wird oft unterschätzt bzw. ist zum Teil gar nicht bekannt. Arbeitsschritte nehmen kein Ende und ziehen andere nach sich. „Unendlich“ und „maßlos“ beschreibt Derrida in seinem Text Mal d’Archive die Archivarbeit. Dennoch konnte sich das autonome Projekt, von FrauenLesben initiiert, bis heute aufgrund von viel Engagement und unbezahlter Arbeit erhalten. Kontinuierlich werden Archivbestände aufgenommen und neue Bestände vor allem in Form von Büchern und Zeitschriften erfasst. Hinzu kommen politische Neuausrichtungen und das Voranschreiten theoretischer Erkenntnisse, die Einfluss auf Ordnungssysteme und die Vergabe von Schlagworten und Kategorien haben. Im Anspruch, die alten feministischen Kämpfe und Überlegungen wachzuhalten, versuchen wir gleichzeitig, neue Perspektiven zu integrieren.
Die Arbeit in Archiven und Bibliotheken der autonomen FrauenLesbenbewegung(en) changiert somit als Gedächtnis dieser Bewegung(en) zwischen einem Dienstleistungsanspruch für Suchende und Forschende und eigener politischer Arbeit. In jedem Fall sind sie Orte der Gemeinschaft und des Austauschs, die zu Zeiten eines Pandemiegeschehens nur eingeschränkt genutzt werden können. Die Arbeit im Archiv kann dennoch weitergehen und um wichtige Zugangsmöglichkeiten aufgrund von Digitalisierungsprozessen und neuer Formate wie Online-Lesungen etc. erweitert werden.